Lebenslauf
Julie Löwy wurde am 23. März 1856 in Podiebrad (Poděbrady) an der Elbe geboren. Der wohlhabende Vater besaß eine Stoffhandlung und eine Brauerei. 1876 verkaufte er seine Unternehmungen und zog als Privatier nach Prag. Ihre Mutter starb schon im Alter von 29 Jahren. Als älteste Tochter musste sie sich schon früh um ihre fünf Brüder und um den Haushalt kümmern. Aus diesem Grunde beschränkte sich ihre schulische Bildung wohl auf häuslichen Privatunterricht.
Heirat und Kinder
Im Jahre 1882 lernte sie - aller Wahrscheinlichkeit nach über einen Heiratsvermittler - Hermann Kafka kennen. Dieser war zu diesem Zeitpunkt noch Handlungsreisender, gründete aber bald einen Galanteriewarenhandel. Am 3. September 1882 erfolgte die Hochzeit. Ihr ältester Sohn Franz wurde dann am 3. Juli 1883 geboren. Nachdem zwei weitere Söhne bereits im Kindesalter verstarben, brachte Julie Löwy drei Töchter, Gabriele, Valerie und Ottilie zur Welt (geboren zwischen 1889 und 1892).
Ausgeglichene Persönlichkeit, ergebene Gattin
Trotz der sechs Geburten arbeitete sie wohl genau so viel wie ihr Mann im Geschäft. Sie war hier auch an allen wesentlichen Entscheidungen beteiligt.
Zum Unterschied zu ihrem rechthaberischen, oft lauten Gatten war sie eine ausgeglichene, freundliche Persönlichkeit. Sie war jedoch nicht dazu bereit oder auch in der Lage, Lösungen für die Konflikte ihres Mannes mit ihren Kindern zu suchen. Sie argumentierte damit, dass Hermann “geschont” werden müsse.
In diesem Zusammenhang schrieb Franz Kafka im Rahmen des nie abgeschickten “Brief an den Vater”:
"Es ist wahr, daß die Mutter grenzenlos gut zu mir war, aber alles das stand für mich in Beziehung zu Dir, also in keiner guten Beziehung. Die Mutter hatte unbewußt die Rolle eines Treibers in der Jagd. Wenn schon Deine Erziehung in irgendeinem unwahrscheinlichen Fall mich durch Erzeugung von Trotz, Abneigung oder gar Haß auf eigene Füße hätte stellen können, so glich das die Mutter durch Gutsein, durch vernünftige Rede (sie war im Wirrwarr der Kindheit das Urbild der Vernunft), durch Fürbitte wieder aus, und ich war wieder in Deinen Kreis zurückgetrieben, aus dem ich sonst vielleicht, Dir und mir zum Vorteil, ausgebrochen wäre."
Beziehung zum Sohn, Geschäftsverkauf, letzte Jahre und Tod
Sie hatte überhaupt keine Beziehung zu Literatur, sodass sie das Schaffen und die intellektuelle Entwicklung ihres Sohnes nicht nachvollziehen konnte. Es bleibt fraglich, ob sie je eines seiner Werke gelesen hat.
1918 wurde das Geschäft verkauft. Julie und ihr Mann setzten sich daraufhin zur Ruhe. Nach dem Tod ihres Mannes am 6. Juni 1931 übersiedelte Julie Kafka vom Altstädter Ring in das 1918 erworbene Haus Bilekgasse 4, wo bereits die Töchter Ottla und Elli mit ihren Familien sowie Julies Bruder Siegfried lebten. Dort starb sie am 27. September 1934.
Letzte Ruhestätte im Familiengrab auf dem neujüdischen Friedhof in Prag
Julie Kafka wurde im Familiengrab auf dem neujüdischen Friedhof in Prag bestattet. Dort haben auch ihr Mann Hermann und ihr Sohn Franz ihre letzte Ruhe gefunden. Zudem erinnert eine Gedenktafel an ihre drei Töchter Gabriele, Valerie und Ottilie, die in Vernichtungslagern ermordet wurden.
Weblinks
Wir erinnern uns
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